Warum die Performance von Indizes trügerisch sein kann – und was Anleger wirklich über Indizes wissen müssen
Einleitung
„Aktien lohnen sich, weil Indizes langfristig steigen“ – dieses Argument hört man oft. Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Indizes sind keine ehrlichen Abbilder des Marktes, sondern geschönte Konstrukte. Sie gaukeln Sicherheit und stetiges Wachstum vor, während reale Anleger oft andere Erfahrungen machen.
In diesem Artikel erklären ich, warum Indizes kein fairer Maßstab für Anleger sind und welche Fallstricke hinter der vermeintlich stabilen Index-Performance stecken.
1. Survivorship Bias: Die Verlierer verschwinden einfach
Indizes werden regelmäßig „aufgeräumt“: Unternehmen, die an Wert verlieren oder pleitegehen, werden einfach entfernt und durch erfolgreichere ersetzt.
Beispiele:
- S&P 500: Seit 1957 wurden über 300 Unternehmen ausgetauscht.
- Nikkei 225: Von den Original-Unternehmen (1950) ist heute fast keines mehr dabei.
- Wirecard: War einst DAX-Mitglied – wer investierte, verlor alles. Der Wert wurde einfach aus dem Index entfernt und zeigte somit weiter steigende Kurse.
→ Die Index-Performance ignoriert, wie riskant Einzelaktien wirklich sind.
2. Gewichtungstricks: Ein paar Riesen ziehen den ganzen Index hoch
Die meisten Indizes gewichten nach Marktkapitalisierung – das bedeutet:
- Einige Mega-Unternehmen dominieren (z. B. Apple, Microsoft, NVIDIA).
- Der Rest hat kaum Einfluss.
Beispiel S&P 500 (2024):
- Die „Magnificent 7“ (Apple, Microsoft, NVIDIA, etc.) machen ~30 % des Index aus.
- Die anderen 493 Unternehmen tragen kaum zur Performance bei.
→ Der Index steigt, aber die meisten Einzelaktien im Index performen mittelmäßig oder schlecht.
3. Willkürliche Regeln: Index-Komitees entscheiden, wer dazu gehört
Indizes werden nicht rein mechanisch berechnet, sondern von Gremien gesteuert.
Beispiele für Manipulation:
- Tesla: Wurde erst 2020 in den S&P 500 aufgenommen – nachdem die Aktie bereits um 700 % gestiegen war.
- DAX: Erweiterung von 30 auf 40 Unternehmen (2021), um die Performance „frischer“ aussehen zu lassen.
→ Indizes sind keine natürlichen Märkte, sondern künstlich optimierte Konstrukte.
4. Indizes ignorieren die Realität der Kleinanleger
Die theoretische Index-Performance berücksichtigt nicht:
- Transaktionskosten (Ordergebühren, Spreads)
- Steuern (Kapitalertragssteuer, Quellensteuer)
- Psychologie (Anleger kaufen hoch und verkaufen tief)
- Liquiditätsbedarf (Wer in einer Krise Geld braucht, muss mit Verlust verkaufen)
→ Die reale Rendite von Anlegern liegt oft weit unter der Index-Performance.
5. Historische Renditen garantieren keine Zukunft
Ja, viele Indizes stiegen langfristig – aber:
- Japan (Nikkei 225): Brauchte 34 Jahre, um sein Allzeithoch von 1989 wieder zu erreichen.
- Dotcom-Blase (2000): NASDAQ-Investoren warteten 13 Jahre auf Break-even.
- Schwellenländer (MSCI EM): Seit 2008 unter Allzeithoch (Stand 2024).
→ „Langfristig“ kann Jahrzehnte bedeuten – wer das Geld früher braucht, hat Pech.
Fazit: Indizes sind keine fairen Maßstäbe – was Anleger tun sollten
Indizes sind keine ehrlichen Spiegel des Marktes, sondern:
– Geschönt (Verlierer werden entfernt)
– Verzerrt (von einigen dominiert)
– Manipuliert (Komitees entscheiden, wer aufgenommen wird)
Was tun?
- Nicht blind auf Index-Performance vertrauen – sie zeigt nicht das ganze Bild.
- Breit diversifizieren (ETFs oder Index-ETFs statt Einzelaktien)
- Kosten & Steuern beachten – die Netto-Rendite zählt.
- Risikomanagement – nicht alles auf eine Position und nicht alles auf „langfristig steigende Märkte“ setzen.
Dieser Artikel bildet meine Meinung ab und stellt keine Handlungsempfehlung dar.